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31.05.2018 – MAZ: Feuerwehren arbeiten an Leistungsgrenze

Feuerwehren arbeiten an Leistungsgrenze

Langzeiteinsätze wie beim Massenunfall auf der A 9 und eine Brandserie bereiten Niemegker Feuerwehrleuten Probleme. Amtsbrandmeister Tino Bastian fürchtet auch finanzielle Auswirkungen für das Amt.

Klein Marzehns. Die freiwilligen Feuerwehren des Amtes Niemegk geraten aktuell durch eine Häufung von überdurchschnittlich langen Einsätzen an ihre Leistungsgrenze. Auch finanziell ergeben sich für den Amtshaushalt daraus womöglich größere Probleme.

So bleibt einerseits der tragische Dienstag nach Pfingsten in Erinnerung. Da herrschte über gut 24 Stunden hinweg Ausnahmezustand auf der Autobahn 9 und diversen Umleitungsstrecken in der gesamten Fläming-Region. Im Zusammenhang mit Verkehrsbeeinträchtigungen durch eine Großbaustelle im Abschnitt zwischen Niemegk und Köselitz in Sachsen-Anhalt kam es den Tag über zu mehreren schweren Unfällen auch unter Beteiligung von Lastwagen. Dabei gab es einen Todesfall.

Andererseits belastet eine Brandserie rund um die Agrargenossenschaft Zixdorf die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Niemegker Feuerwehren mehr als üblich. Sie rückten insgesamt viermal in das Dorf aus, um vermutlich vorsätzlich gelegte Feuer in Strohlagern und Rinderställen zu löschen. Ganztägige Einsätze waren mehrmals nötig.

Finanzielle Mehrbelastungen befürchtet

„Vor allem diese sehr langen Einsätze zehren stark an den Kräften“, sagt Niemegks Amtsbrandmeister Tino Bastian. Er rechnet für die Brandeinsätze auch mit deutlichen finanziellen Mehrbelastungen für das Amt.

„Wenn ein Brandstifter nicht rechtskräftig verurteilt werden kann, haben wir kaum Chancen, die erheblichen Kosten für die Löscheinsätze in Rechnung zu stellen“, erklärt Bastian. Der Einsatz großer Mengen Spezialschaum sowie der an Arbeitgeber zu entrichtende Lohnausfall für Dutzende Einsatzkräfte summiere sich auf stolze Beträge. Immerhin waren bei den Zixdorfer Bränden alle Wehren im Einsatz, die über Tankfahrzeuge verfügen.

Umleitungsstrecken schnell überlastet

Die Langzeiteinsätze treiben die Statistik in die Höhe. Vor allem bei den Einsatzstunden. Lagen diese im gesamten Jahr 2017 bei 439 Stunden, sind es nun bis Mitte Mai schon 453 Stunden, sagt Tino Bastian. Die Zahl der Einsätze selbst sei indes nur leicht gestiegen von circa 40 bis Mai 2017 auf rund 50 im Vergleichszeitraum des laufenden Jahres.

Bei Autobahneinsätzen gefordert sind zunächst immer die Wehren aus Niemegk mit 15 Leuten und die Dahnsdorfer mit neun Leuten. Sind mehr Kräfte nötig, können zudem jeweils sechs Mann aus Rädigke, Raben und Mörz aktiviert werden.

Trotz der aktuellen Probleme sieht Amtsbrandmeister Bastian keine Lösung darin, eine dauerhaft besetzte Feuerwache als schnelle Eingreiftruppe zu etablieren, wie sie andernorts im Land Brandenburg diskutiert wird. „Diese Truppe wäre schnell überfordert und finanzierbar wäre das Personal für uns auch nicht“, sagt der Niemegker Feuerwehrchef. Er will zunächst abwarten, „was die Überarbeitung des Brand- und Katastrophenschutzgesetzes bringen wird und welche personellen Anforderungen daraus womöglich für die Kommunen als Träger des Brandschutzes erwachsen“, sagt Tino Bastian.

Autobahn 9 bleibt Herausforderung

Die Autobahn 9 bleibt in jedem Fall eine ständige Herausforderung. Allerdings zieht die Polizei in dem Abschnitt zwischen Niemegk und der Landesgrenze keinen Unfallschwerpunkt. Dort hatte es in den Jahren 2015, 2016 und 2017 jeweils um die 142 Unfälle gegeben, teilt Daniel Keip, ein Sprecher der Polizeidirektion West auf Anfrage der MAZ mit.

Für das erste Quartal 2018 liege noch keine abschließende Statistik vor. Doch zeige der Trend eine Abnahme der Unfallzahl dort. Sie ging in dem Bereich von Januar bis Mai um einen zweistelligen Wert zurück. „Das entspricht einem Rückgang von etwa 30 Prozent“, so Keip. Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden sowie die mit Beteiligung von Lkw und mit Lastwagen als Verursacher blieb in etwa gleich.

Zu schnell und zu eng aufgefahren

Bei der Mehrzahl der Unfälle seien unangepasste Geschwindigkeit und ein zu geringer Sicherheitsabstand die Ursache, teilt die Polizei mit. Das sei typisch für Autobahnen und Baustellen. Dies zeige sich auch für den aktuellen Baustellenbereich der A 10 in der Gemeinde Nuthetal.

Moderne technische Hilfsmittel zur Stauwarnung sollen helfen, Auffahrunfälle zu reduzieren. So werden Warnsignale über GPS an Lkw gesendet, die schon fünf Kilometer vor einer Baustelle empfangen werden können. „Außerdem wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit vor und in der Baustellen automatisch der Stärke des Verkehrsflusses angepasst“, erklärt Daniel Keip zu neuen Systemen.

50 000 Fahrzeuge täglich

Als äußerst sinnvoll erachtet der Verkehrdienst der Polizei auch Notbremsassistenten für Lastwagen. Dafür seien jedoch noch einheitliche europäische Lösungen nötig. Im Bereich der A 9 zwischen Niemegk und der Landesgrenze waren in den zurückliegenden drei Jahren jeweils rund 32 Lastwagen verwickelt. In rund 25 dieser Unfälle waren die Lkw die Verursacher.

Nach Angaben der Polizei passieren den Abschnitt innerhalb von 24 Stunden insgesamt rund 50 000 Fahrzeuge. Davon sind circa 9500 Lastwagen. „Sobald es dann zu Verkehrsunfällen oder technischen Defekten, gerade innerhalb der Baustelle kommt, sind Staus vorprogrammiert“, sagt Daniel Keip. Das Straßennetz neben den Autobahnen ist dann schnell überlastet vom Umleitungsverkehr.

Von Thomas Wachs

Kompletter Artikel: http://www.maz-online.de/Lokales/Potsdam-Mittelmark/Niemegk/Feuerwehren-arbeiten-an-Leistungsgrenze